Flavia Coste: Lachen ist international!

Lachen ist international!

Dank Eva Giesel (zusammen mit Sandrine Grataloup von der SACD) hatte ich das Glück, gleich mehrere Produktionen meines Stücks „Nein zum Geld!“ in Deutschland sehen zu können.

Eva hat gleich einer guten Fee mein Stück in ihr Land getragen, was mich erkennen liess, dass meine Texte im Ausland eine ebenso starke Resonanz finde können wie in Frankreich. Der Litag Theaterverlag hat es mir ermöglicht, zwei Inszenierungen von „Nein zum Geld“ zu sehen: Die deutschsprachige Erstaufführung im Renaissancetheater Berlin, inszeniert von Tina Engel, und die zweite in den Hamburger Kammerspielen, dort inszeniert von Sewan Latchinian. Da das Stück für nur ein Bühnenbild konzipiert ist, hatte ich nie derart unterschiedliche optische Lösungen erwartet. Die Visionen der beiden Regisseure unterschieden sich sehr. In Hamburg verließ man sich auf die verrückte Persönlichkeit der Hauptrolle. Sie war Inspiration für ein farbenfrohes, wandelbares Dekor, mit einem überraschenden System von Schubladen, die aus den Wänden gezogen wurden, eine Bank in einen Tisch verwandelte, in ein Bett oder zu einer Treppe usw. Dieses Bühnenbild entpuppte sich als ebenso originell wie einfallsreich, als würde man in den erfinderischen Geist der Person einsteigen, die immer ein Mittel findet, die eigene Entscheidung zu widerlegen.

Das Berliner Team hatte sich entschieden, die Handlung in eine makellos weiße Dekoration zu verlegen, wo der Kühlschrank, in dem das wichtigste Element der Geschichte ruht, wie eine fünfte Person im Zimmer steht, was die Grausamkeit der Situation noch unterstrich.

Die Schauspieler beider Ensembles spielten unglaublich wahrhaftig und gleichzeitig so lustig. Genau so habe ich es mir immer gewünscht. In Hamburg wie auch in Berlin konnte ich feststellen, dass das Publikum im Zuschauerraum gleichermaßen gut reagierte. Die Zuschauer gingen nach einem vergnügten Abend nach Hause und hatten dabei Gelegenheit, über das Thema zu diskutieren. Sie haben sich entweder der Mutter, der Ehefrau, oder dem Freund verbunden gefühlt. Ich habe sogar einzelnde gehört, die der Hauptfigur Richard ihre Sympathie schenkten und seine Haltung verteidigten.

Ich hätte mir kaum bessere Reaktionen auf das Stück vorstellen können. Manchmal lachten die Zuschauer an denselben Stellen wie in Frankreich, manchmal an ganz anderen. Ich habe das Glück, dass Michael Raab, mit dem ich in regem Austausch stehe und der nach Paris gekommen ist, um dort eine Arbeit zu sehen, den Text sehr gut übersetzt hat.

In Frankreich findet eine Uraufführung oft im Zentrum von Paris statt. Üblicherweise geht dann die Pariser Truppe im Jahr darauf auf Tournee. Daher muss man einige Jahre warten, bis man eine weitere Produktion des gleichen Stücks mit einem anderen Ensemble sehen kann. Die Tatsache, dass Deutschland kulturell dezentralisiert ist, ermöglicht unseren Stücken viele unterschiedliche Inszenierungen und gibt so zeitgenössischen Autoren die Gelegenheit, ihre Geschichten gleichzeitig an verschiedenen Orten zu sehen. Im Ausland gespielt zu werden ist eine große Ehre für einen Autor. Zu wissen, dass eine Geschichte die Grenzen überschreiten kann, beweist einmal mehr, dass das Lachen international ist.

Flavia Coste 2021

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